Umweiseln von Königinnen mit starkem Milbenbefall oder unzureichendem Hygieneverhalten

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Umweiseln von Königinnen mit starkem Milbenbefall oder unzureichendem Hygieneverhalten


Praxis aus dem Themenbereich: Gute imkerliche Praxis/Routinemäßiges Management von Königinnen

Begattete Königin
Zusetzkäfig
Zahnstocher
Schablone für 10x10 Zellen
Insektennadeln Nr. 00 (5 Stück)
Optional: Klebeetikett
Optional: Smartphone für Fotos

Eine Bienenkönigin kann ca. 5 Jahre alt werden. Allerdings zeigt sich oft, dass die Legeleistung einer Königin schon nach drei bis vier Jahren nachlässt. Nimmt die Legeleistung ab, wird sie sogar drohnenbrütig oder ist die Genetik der Königin doch nicht zufriedenstellend (starker Milbenbefall im Volk bzw. unzureichendes Hygieneverhalten), ist es sinnvoll den Genpool des Volkes zu erneuern und umzuweiseln.

Identifikation des Problems

Eine genaue Beobachtung des Bienenvolkes ist notwendig, um Anzeichen für erhöhten Milbenbefall, oder schlechtes Hygieneverhalten zu erkennen.

Dazu gehören das Vorhandensein von Varroamilben auf Bienen oder in verdeckelter Brut sowie abnormale Brutmuster oder andere Anzeichen von Krankheiten.

Versuchen Sie nach Möglichkeit von Anfang an, Königinnen von Völkern zu erhalten, die (eher) varroaresistent sind und ein gutes Hygieneverhalten aufweisen (siehe Praxis: Auswahl der besten Völker als Larvenspender). Unter Hygieneverhalten verstehen wir insbesondere das Ausmaß, in dem die Arbeiterinnen Brut entfernen, mit der etwas nicht stimmt (tot, von Pathogen/Parasit befallen, etc.).

Um zu wissen, ob man eine Königin ersetzen soll, muss man ihre Nachkommenschaft, die Arbeiterinnen und Drohnen, kennen und abschätzen. Wie viele Varroamilben sind im Laufe der Saison vorhanden sind (siehe Praxis: Feststellung des Varroabefalls während der Imkereisaison)?

Nadel/oder Pin-Test zur Beurteilung der Bruthygiene

Um das Hygieneverhalten der Arbeiterinnen abschätzen zu können, empfehlen wir den Nadel/oder Pin-Test. Dabei wird bewertet, wie stark die Bienen eines Volkes auf geschädigte Brut bestimmten Alters reagieren (5-6 Tage nach Verdeckelung der Zelle). Dazu sollte das Volk nicht in Schwarmstimmung sein und keine Massentracht vorherrschen.

Nehmen Sie dazu ein Rähmchen mit einer großen Fläche geschlossener Arbeiterinnenbrut aus dem Bienenvolk und schütteln oder wischen Sie die Bienen ab. Suchen Sie nach Puppen mit rosafarbenen Augen (lässt auf 5 Tage alte Puppen schließen) (Abbildung 1).

Abbildung 1: 5 Tage alte, verdeckelte Brut
© Kamiar Torabi

Legen Sie eine 10 x 10 Zellen breite Schablone auf die Brut (Abbildung 2). Benutzen Sie Klebeetiketten, um die Volknummer auf der Schablone zu vermerken (Schablonen mit breiterem Rahmen sind geeignet dafür). Markieren Sie (z. B. mit Stecknadeln) die Punkte dieser Schablone im Wachs und überprüfen Sie, ob Sie wirklich 10 x 10 Zellen haben (hängt von der Zellengröße ab). Benutzen Sie Markierungsnadeln, um die Schablone in Position zu halten (Abbildung 2).  Wenn man die Nadeln mit dem Kopf etwas über die Wabenoberfläche herausstehen lässt, “rastet” die Schablone fast von alleine auf der Wabe ein Stechen Sie mit einer Insektennadel Nr. 00 (dickere Nadeln sind nicht geeignet) direkt durch 50 geschlossene Zellen (lassen Sie offene Zellen aus) in den Zellgrund. Beginnen Sie mit dem Einstechen oben links und gehen Sie von links nach rechts, jedes Mal eine Reihe tiefer. Sie spüren einen großen Widerstand, wenn Sie mit der Nadel den Zellboden erreichen. An 51. lassen sie eine Markierungsnadel in der Brut (Abbildung 3). Machen Sie ein Foto und entfernen sie die Schablone.

Abbildung 2: Schablone in richtiger Position, gehalten durch Markierungsnadeln am Rand.
© Kamiar Torabi

Prüfen Sie nach 24 Stunden, indem Sie die Schablone erneut an derselben Stelle des Rähmchens platzieren. Machen Sie ein Foto mit ihrem Smartphone. Sie können nun gemütlich zuhause aus mittels Bild auszählen, oder vor Ort. Zählen Sie die punktierten Zellen, die nicht geöffnet wurden (A in Abbildung 3), und diejenigen, die geöffnet, aber nicht ausgeräumt wurden (B in Abbildung 3). Ziehen Sie diese Zahl von 50 ab, um die Anzahl der ausgeräumten Zellen zu erhalten. Wenn Sie diese Zahl mit „2“ multiplizieren, erhalten Sie den Prozentsatz aller bereinigten Zellen – also das Maß für das hygienische Verhalten. Wenn Sie den Pin-Test nicht zur Messung des allgemeinen Hygieneverhaltens, sondern für Varroa-Sensitiv-Hygiene verwenden wollen, genügt es, auch die geöffneten Brutzellen als geräumt zu zählen. Die toten Puppen müssen nicht unbedingt ausgeräumt worden sein, da die Tochtermilben (hell gefärbt) bereits beim Öffnen der Zellen an Austrocknung sterben. Sie können dies bereits nach 6 Stunden statt nach 24 Stunden überprüfen.

Abbildung 3: Schablone mit bereits ausgeräumter, nicht geöffneter (A) und geöffneter, aber nicht ausgeräumter Brut (B).
© Kamiar Torabi

Entscheidung treffen

Wenn das Bienenvolk stark von Milben befallen ist oder sich das Hygieneverhalten des Bienenvolkes negativ auswirkt, ist es wahrscheinlich ratsam, die Königin zu ersetzen, um die Gesundheit des Volkes zu verbessern.

Sobald der Pin-Test abgeschlossen ist, müssen Sie entscheiden, ob es besser ist, die Königin zu ersetzen. Wenn Sie Bienenvölker mit zu hohem Varroabefall haben, ist es am besten, die Königin zu ersetzen. Bei dem Hygieneverhalten gibt es keinen genauen Richtwert, aber je höher der Prozentsatz, desto besser.

Zum Beispiel ist eine Ausräumung von 80% oder mehr gut. Sie können selbst einen Schwellenwert festlegen oder die Königin des/der Bienenvolkes/Bienenvölker mit den schlechtesten Werten konsequent ersetzen. Wenn Sie Bienenvölker mit einer 100%igen Ausräumzahl haben, können Sie die Zeit des Nadel-Tests von 24 auf 12 oder 8 Stunden verkürzen, um den Grad des hygienischen Verhaltens systematisch einzuschätzen. Denken Sie auch daran, bei der Bewertung und Auswahl Ihrer Königinnen andere Faktoren wie Sanftmut und Honigertrag zu berücksichtigen.

Austausch der Königin

Völker, die bereits eine Königin besitzen, neigen dazu, eine neue Königin abzulehnen, daher ist es beim Umweiseln wichtig, die alte Königin aus dem Volk zu entfernen und danach einen Tag abwarten – man führt eine Weiselprobe durch.

Sind nach einigen Tagen noch keine Nachschaffungszellen im Volk, ist anzunehmen, dass sich eine Königin im Volk befindet.

Mit Hilfe eines Zusetzkäfigs wird die fremde Königin noch mit geschlossenem Käfig zwischen die Waben gehängt. Dabei kann man z.B. einen Zahnstocher, oder dünnen Ast verwenden, damit der Käfig nicht auf den Boden fällt.

Nach 2 Tagen sollten sich neue Königin und Volk aneinander gewöhnt haben. Der Verschluss am Käfig kann nun abgerissen werden. Je nach Größe des Zusetzkäfigs dauert es bis zu 3 Tage, bis sich die Bienen durch den im Käfig befindlichen Futterteig durchgefressen haben. Alle vorhandenen Nachschaffungs- und Weiselzellen müssen entfernt werden.

Nach 1 Woche Ruhephase erfolgt eine Kontrolle, ob die neue Königin (wenn begattet) bereits in Eilage ist. Wenn ja, war der Austausch erfolgreich

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